«Mittendrin und vis-à-vis leben wir Kirche, Glauben und Vielfalt»
Wir sind eine aktive, offene Kirchgemeinde am Bielersee, welche die Pfarrkreise Nidau / Port / Ipsach / Bellmund und unsere „Communauté romande“ mit total rund 6100 Mitgliedern umfasst. Mehr als 30 Mitarbeitende und rund 200 Freiwillige gestalten das kirchliche Leben.
La paroisse de Nidau est bilingue, et la communauté romande a un poste pastoral qu’elle partage avec la paroisse française de Bienne.
Entdecken Sie unsere vielfältigen Gottesdienste, Anlässe und unser weiteres Angebot.
Hoffnungsvoll unterwegs da!
Leitartikel
- (K)ein Grund zum Trauern
Wir brauchen Orte zum Trauern. Denn Leben heisst in Bewegung, im Wandel sein, und Wandel passiert oft nicht ohne Schmerz und Loslassen. Verlusterfahrungen sind vielfältig: Jede Lebensphase bringt Abschiede mit sich: Schulfreunde, die in eine andere Klasse wechseln. Jugendfreudinnen, die wegziehen. Lehrabschluss, Ende der Studienzeit. Der Verlust der Unbekümmertheit mit der Familiengründung. Umzüge, Wohnortswechsel. Der Abschied von einem Haustier. Das Ausfliegen der Kinder. Trennungen in Beziehungen. Aufgabe von Beruf, Arbeitsort. Verlust von Gesundheit und Fähigkeiten durch das Älterwerden. Das Sterben von nahen Angehörigen.
Der Tod ist nicht ein einmaliges Ereignis, er ragt immer schon ins Leben hinein. Die Schweizer Psychoanalytikerin Verena Kast sprach daher von der «abschiedlichen Existenz» des Menschen: Der Notwendigkeit, sich von Dingen, Beziehungen oder Zuständen zu verabschieden, der Notwendigkeit, zu trauern. Trauer zu verdrängen, zu überspielen, zu unterdrücken, macht krank und steht dem Wandel und Neuanfang im Weg.
Was bedeutet das für die Kirche?
Von der Bibel her gibt es viele Ansätze, Trauer als integralen Bestandteil des Lebens zu bejahen und es gibt viele Beispiele, wie getrauert wird. Trauer hat Platz. Es gibt Klagepsalmen für einzelne und für das Volk, denn es gibt auch die kollektive Trauer angesichts von Kriegen und Katastrophen. «Freut euch mit den Fröhlichen und weint mit den Weinenden!» (Röm 12,15) so simpel drückt es der Apostel Paulus aus.
In der Kirchgemeinde Nidau haben wir verschiedene Möglichkeiten, der Trauer Raum zu geben. Wenn jemand stirbt, bietet die kirchliche Trauerfeier einen würdigen Rahmen, in dem sowohl nahe Angehörige, als auch Freunde, Nachbarinnen, Bekannte Abschied nehmen können. Im Oktober starten wir wieder mit dem Trauercafé. Am Ewigkeitssonntag Ende November gedenken wir unserer Verstorbenen.
Als Pfarrpersonen haben wir ein offenes Ohr für Menschen in Trauer – welchen Grund auch immer die Trauer haben mag. Die Kirche Nidau als Gebäude ist ein offener Ort der Stille und Einkehr, für Trauernde kann es tröstlich sein, dort einen Moment zu verweilen. Bewegt von Trauer über eine kriegsgeplagte Welt, finden wir im gemeinsamen monatlichen Friedensgebet einen Ort der Fürbitte.
Letztlich können alle unsere Angebote zur Gemeinschaft bei Mittagstischen, Spiel, Tanz, Gesprächskreisen für Trauernde eine stärkende Abwechslung sein. Denn Trauer ist oft einsam. Niemand kann sie uns abnehmen. Sie braucht ihre Zeit. Die Ruhe in der Natur ist für viele Trauernde heilsam. Aber in der Gemeinschaft erleben wir auch – und sehen es bei andern – dass Trauer weichen kann und dass alles seine Zeit hat, weinen und Lachen, Trauer und Freude.
Silvia Liniger, Pfarrerin
Bildlegende: Die Ruhe in der Natur ist für viele Trauernde heilsam. (Foto: Silvia Liniger)
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