«Mittendrin und vis-à-vis leben wir Kirche, Glauben und Vielfalt»
Wir sind eine aktive, offene Kirchgemeinde am Bielersee, welche die Pfarrkreise Nidau / Port / Ipsach / Bellmund und unsere „Communauté romande“ mit total rund 5500 Mitgliedern umfasst. Mehr als 30 Mitarbeitende und rund 200 Freiwillige gestalten das kirchliche Leben.
La paroisse de Nidau est bilingue, et la communauté romande a un poste pastoral qu’elle partage avec la paroisse française de Bienne.
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Hoffnungsvoll unterwegs da!
Leitartikel
- Der Samichlaus schreibt jetzt zurück

Ein adventlicher Selbstversuch von Fabio Carrisi.
Neulich komme ich nach Hause, noch halb im Alltag, da verkündet mein Kind strahlend: „Papi, ich habe dem Samichlaus geschrieben!“
Gut, denke ich, harmlos. Kinder schreiben schliesslich alles Mögliche. Doch dann legt das Kind nach: „Und – er hat geantwortet!“ Jetzt werde ich hellhörig. „Wie bitte? Der Samichlaus hat dir geantwortet?“ – „Ja klar! Und er meinte, ich hätte einen sehr guten Wunsch», sagt das Kind, als sei das das Normalste der Welt.
An dieser Stelle wird der Elterninstinkt aktiv: „Ich habe dir doch schon gesagt, du sollst dich nicht mit Fremden unterhalten.“ „Papi!“, kommt es empört zurück, „das ist doch kein Fremder – das ist der Samichlaus! Und außerdem: Wir haben uns ja gar nicht getroffen, wir haben nur geschrieben!“ Ich beginne, leicht genervt, pädagogisch zu argumentieren: „Ich will einfach wissen, wenn du mit Unbekannten Kontakt hast.“ Doch das Kind kontert treffsicher: „Hast du den Samichlaus je getroffen? Eben! Der ist uns doch allen irgendwie fern und nah. Genauso wie das Christkind. Also was ist jetzt das Problem?“ – Touché.
Man merkt, dass Kinder – wenn es um metaphysische Fragen geht – rhetorisch bestens ausgebildet sind. Ich atme tief durch, wechsle die Strategie: „Darf ich wenigstens wissen, an welche Adresse du deinen Brief geschickt hast?“ Darauf das Kind, schallend lachend: „Papi! Heute schreibt man dem Samichlaus doch keine Briefe mehr! Du bist ja von gestern!“
Und schon kommen die Geschwister herbeigeeilt. „Eure Schwester hat ohne unsere Zustimmung Kontakt zum Samichlaus aufgenommen!“, rufe ich halb im Scherz, halb im Erziehungseifer. „Wo soll das noch hinführen, wenn Familienmitglieder heimlich Beziehungen pflegen?“
Der Älteste, ganz die Ruhe selbst, blickt auf den Bildschirm und fragt trocken: „Mit dem hier hast du also geschrieben?“ Dann liest er mit einem süffisanten Grinsen vor:
Liebes Kind, dein Wunsch, deinen Eltern rund um Haus und Hof eine helfende Hand zu sein, damit sie eine Auszeit haben, ist löblich. Ob du dafür gleich dieses schnittige Smartphone benötigst, ist zu überdenken. Würde es eine digitale Uhr mit Erinnerungsfunktion nicht auch tun?
Dein Samichlaus.Tja. Da steht man dann als Pfarrer, Vater und Teilzeit-Digital-Pessimist da – und wird von einer Maschine daran erinnert, dass Bescheidenheit wohl immer noch zu den christlichen Tugenden zählt.
Vielleicht, denke ich, hat das Kind gar nicht so unrecht. Denn vielleicht ist Weihnachten ja genau dann gelungen, wenn die Ewigkeit im Alltäglichen aufleuchtet – sei es im Kerzenschein oder gelegentlich auf einem Bildschirm.
Manchmal braucht es dazu keine Wunder oder Engel. Manchmal reicht auch ein wenig Technik, pardon, KI mit Humor.Einen heiteren Advent wünscht Ihnen
Fabio Carrisi, PfarrerBildlegende: Wenn das Kind mittels KI dem Samichlaus schreibt… (Foto: KI-generiert/ChatGPT/Montage: EdL)
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