Was tun, wenn wenig zu machen ist?

Klima, Krieg, Hunger, Rassismus… wo sind hoffnungsvolle Fortschritte? Wie wird es um die Gerechtigkeit in Ernährung, Gesundheit und Bildung in zehn, zwanzig Jahren stehen? Wird das Klima noch Atem haben – und wir mit ihm? Was wird an Verständnis zwischen Gruppen und Gruppierungen in unseren Städten und weltweit zwischen Ethnien möglich sein? Was schwierig ist, ist nicht nur kompliziert. Unser Problembewusstsein wird komplexer.

Ideologische Kämpfe lähmen. Das Denken in Schwarz und Weiss spaltet und trennt. Farbe bekennen bringt uns zusammen. In unserer Verschiedenheit tragen wir Sorge zu dem, was uns heilig ist: Das Leben, unsere Welt. Emeka Udemba, ein Künstler aus Nigeria, hält es uns mit dem Meditationstuch der diesjährigen ökumenischen Kampagne vor Augen. Zeitungsseiten hat er farbig übermalt. Aus Schlagzeilen treten einzelne Wörter hervor, als mögliche Anfänge für neue Sätze: «Was kostet die Welt?», «Interessiert. Der Mensch.», «ins Leben»…

Menschen zusammenführen ist das, was man tun kann, wenn sonst wenig zu machen ist, weil auf der Ebene von Politik und Macht vieles verhärtet ist – das ist sich auch der israelische Filmemacher Michael Kaminer bewusst. Er gibt Menschen Raum zum Erzählen ihrer Geschichte. Sie können gehört werden. In seinem kürzlich im Bieler Kino Rex gezeigten Film «Zwei Träume – eine israelisch-palästinensische Dorfgeschichte» dokumentiert er unterschiedliche Wahrnehmungen zur Geschichte des Staates Israel. Film-Vorführungen auf der jeweiligen Gegenseite der Mauer, die sich durchs Land zieht, lösen ganz persönlich gefärbte Gespräche aus. Das schafft einen Zugang untereinander und auch zu den andern jenseits der Trennwand.

Die ökumenische Kampagne versucht jährlich etwas Ähnliches. Impulse werden medial vermittelt – wie mit dem ins «Reformiert.» eingelegten Kalender. Sie sensibilisieren uns für komplexe Zusammenhänge, über die wir weltweit miteinander verbunden sind. Klischees weichen Gesichtern und Geschichten. Was fangen wir damit an?

Urs Zangger, Pfarrer

Zu unseren «reformiert.»-Gemeindeseiten März 2023 im Bereich «Downloads»