«Hallo, wie geht’s?» – Der Gruss ist ritualisiert, Verlegenheiten müssen nicht aufkommen. Fragend öffnen wir uns für die Begegnung. Wir drücken Nähe aus, suchen nach Ähnlichkeiten und Verschiedenheiten. Fragend bleiben wir interessiert, auch aneinander. Wie hier … Welche Klänge höre ich gerne? – Was ist Geräusch, was ist Klang? – Kann Stille auch klingen? Eine Klanginstallation vom Nidauer Jonas Künzi steht an jenem Freitag abend Anfang Juni in der «Langen Nacht der Kirchen» wie ein kleiner «Tinguely» vorne im Chor der Kirche. Wer will, kann sie mit der Hand in Bewegung setzen und Töne hervorbringen. Sie überraschen. Ist es Geräusch, ist es Klang? «Es hat von beidem», sagt eine über achtzigjährige Person. Sie ist aus ihrer «Einsamkeits-Stille» ausgebrochen. «Ein Klang schwingt in mir, ein Geräusch ist einfach da», sagt jemand.
«Was sind Klänge meiner Kindheit?» – «Klingt ein Schrei auch?» – «Wie klingt LIEBE?» Wir sind Resonanzkörper für das, was auf uns einwirkt. Eindrücke bleiben zurück. Manche kapseln wir ein, wir wurden verletzt. «Jetzt im Alter bricht es auf», sagt eine Frau. Versöhnung mit der Mutter, mit dem Vater? «Ich kann mich versöhnen, wenn ich Verwandtes in mir zulassen kann». «Klingt LIEBE in einer Kirche anders?»– «Und wie klingt GOTT ausserhalb der Kirche?» – «Klingt ein Amen?» «Kirche und Welt als zwei Räume gibt es doch gar nicht wirklich», sagt mir eine Freundin, «es ist alles eins. Dass alles von der gleichen Wirklichkeit durchdrungen ist, schafft Frieden. Ob dafür der Glaube an den einen Gott stehen mag?» Ein Mann bekennt: «Ich gehe nie in den Gottesdienst. Amen zu sagen, Punktum zu sagen, ist eine Anmassung.» Fragen suchen, noch vor Antworten unser waches Bewusstsein. Evangelium ist eine alltägliche Wahrnehmungsschulung … «Wer Ohren hat, höre, wer Augen hat, sehe …» Und auch im Ersten Testament ist der Name Gottes «Ich-binder-ich-bin» ein «offenes Geheimnis», offen … für das, was sich in uns ausformen will – als verkörperte Antwort und in der persönlichen Glaubensentwicklung.
Pfarrer Urs Zangger
Haben Sie Lust auf Begegnung – mit Frage-Impulsen und Kaffee? Die Kapelle wird in den Sommerferien zeitweise zum offenen Treffpunkt «Petit Nicolas»: 19. Juli / 25. Juli / 3. August / 9. August – jeweils zwischen 9 und 11 Uhr ist Pfarrer Urs Zangger vor Ort.
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