Alle Jahre wieder …

Erster Advent: Anfang des Kirchenjahres. Wie die Jahreszeiten, begleiten uns auch die Zeiten und Feste des Kirchenjahres: Advent, Weihnachten, Passionszeit, Ostern, Pfingsten … ein wohltuender Rhythmus.

Er hilft uns, das Leben von Jesus zu vergegenwärtigen, und dabei unsere eigenen Höhen und Tiefen in einem grösseren Zusammenhang zu sehen und zu deuten: Geburt, Leiden, Sterben, Tod und Auferstehung, Hoffen.

Jetzt also wieder Advent: Vorfreude, Erwartung, Gott kommt zu uns – macht hoch die Tür. Und bald Weihnachten: Die Krippe im Stall, Jesus ist geboren, es wird hell, Engel singen, Ehre sei Gott in der Höhe und Frieden auf Erden.

Und das alle Jahre wieder. «Alle Jahre wieder» ist eines der bekanntesten Weihnachtslieder, ein einfacher Text, eine Ohrwurm-Melodie wie Jingle Bells und Stille Nacht. Klingt es bei Ihnen an?

Alle Jahre wieder
Kommt das Christuskind
Auf die Erde nieder,
Wo wir Menschen sind.

Aber «Alle Jahre wieder» ist nicht nur ein Lied, sondern eine Art Redewendung, die eine Befindlichkeit spiegelt. Wir sagen es manchmal mit gemischten Gefühlen: «Alle Jahre wieder». Schon wieder Weihnachtszeit, schon wieder die ganze Betriebsamkeit mit allem Drum und Dran! Für viele Leute und gerade auch für kirchliche Mitarbeitende und Gemeindeglieder ist es eine strenge Zeit. Da gibt es besondere Gottesdienste, Adventssingen, festliche Musik, Chöre, Kindermusical, Waldweihnacht, Seniorenfeiern hier und dort, geschmückte Versammlungen, Weihnachtsbäume, Suppen, Punsch, Guetzli oder ganze Essen. Vieles ist beliebt, es gehört dazu, wir möchten es nicht missen. Alle Jahre wieder. Es ist ein Déjàvu, das uns oft freut und manchmal ermüdet. Bewährtes möchten und sollten wir doch jedes Jahr wieder bringen, aufgefrischt und noch schöner, tiefer, origineller als letztes Mal. Jede Gemeinde hat da ihre besonderen Traditionen, so auch die Kirchgemeinde Nidau. Jetzt steht sie also wieder vor der Tür, die Advents- und Weihnachtszeit.

Alle Jahre wieder? Nicht im Jahr Dieses Jahr ist manches anders. Von vielen beliebten Veranstaltungen gilt: Abgesagt. Findet nicht statt. Nur eingeschränkt. Mit Schutzkonzept. Die Agenda in dieser «reformiert.»-Nummer ist gelichtet und die Angaben sind ohne Gewähr. Wer weiss, was noch ändert zwischen Redaktionsschluss und Auslieferung.

Was unsere Gemeinde-Aktivitäten, unser Programm betrifft, so wird es heuer ein Ausnahmejahr sein, nichts von Alle-Jahre-wieder. Wir werden aus dem Rhythmus geworfen. Und: Nein, ich sage jetzt nicht, dass dies doch eine Chance und vielleicht einmal ganz gut sei. Ich bedaure es. Vieles wird mir fehlen. Aber der alte, etwas abgedroschene Text über das Kommen des Christuskindes im Lied «Alle Jahre wieder» passt gerade dieses Jahr. Auch ganz schlicht, im kleinen Kreis, privat, in den Häusern will Jesus einkehren, vielleicht still und unerkannt.

Kehrt mit seinem Segen
Ein in jedes Haus,
Geht auf allen Wegen
Mit uns ein und aus;

Ist auch mir zur Seite
Still und unerkannt,
Dass es treu mich leite
An der lieben Hand.

Pfarrerin Silvia Liniger