Unter dem Motto «Alles ist möglich» zeigte das erste Jugendfestival der Reformierten Kirchen der Deutschschweiz (31. Oktober – 2. November) in Zürich-Oerlikon eindrücklich, wie vielfältig Kirche sein kann. Das Programm reichte von Workshops über Talks und Infostände bis zu Gottesdiensten – begleitet von Musikstilen von Rock über Hip-Hop bis Metal. Die Jugendlichen konnten frei wählen, was sie interessierte – und das nutzten sie begeistert.
Wir waren eine fröhliche Gruppe von 28 Jugendlichen und Begleiter:innen aus Biel, Bellmund, Port und Nidau, die sich frühmorgens gespannt auf den Weg nach Oerlikon machte. Schon im Zug zeigte sich: viele reformierte Jugendliche waren unterwegs – der Wagen war voller Gruppen, Stimmen, Lachen und Vorfreude.
Was uns erwartete, übertraf alle Erwartungen: perfekte Organisation, offene Begegnungen, eine Atmosphäre von Freundlichkeit und Grosszügigkeit. In zwei riesigen Hallen auf zwei Etagen herrschte quirliges Leben. Zwischen Bühnen, Chill-Zonen und kreativen Ateliers gab es für Leib und Seele alles, was das Herz begehrte – von der pinken Trinkflasche über Cappuccino bis zum ersten Eis am Morgen.
Kaum angekommen, tauchten die Jugendlichen in die Erlebniswelt ein. Einige bauten in der „Minecraft-Kirche“ an einer digitalen Gemeinde, andere kreierten Schmuckstücke oder probierten das meditative Bogenschiessen – ein so beliebter Programmpunkt, dass wir einige kaum davon losreissen konnten, um rechtzeitig den Zug nach Hause zu erwischen.
Glaube mit allen Sinnen
Zwischen Flashmob, Rikscha-Fahrt, Spiellounge ohne Games und alkoholfreien Cocktails blieb immer Zeit, neuen Menschen zu begegnen oder sich im Innovationsbus fotografisch ablichten zu lassen. In der Gottesdiensthalle sassen Jugendliche in Stille und Gebet neben anderen, die chillten, sich unterhielten oder das Handy zückten – alles war möglich.
Besonders eindrücklich blieb der Hip-Hop-Gottesdienst: lebensnah, berührend, inspirierend – ein Erlebnis, das innerlich und äusserlich in Bewegung setzte. Wenn Rapper Laprit die Bühne übernahm und mit satten Beats und positiven Reimen das Publikum mitriss, verwandelte sich der Raum in eine vibrierende Glaubensparty.
Zwischen rockigen Gitarrenriffs und poetischen Predigten, zwischen lauter Begeisterung und stiller Andacht entdeckten viele Jugendliche neu, dass Glaube nicht langweilig, sondern lebendig, echt und überraschend sein kann. Dass Kirche Raum bietet für Miteinander, Zweifel und Aufbruch – und dass Glaube durchaus tanzen darf.
Ein starkes Erlebnis – für jede und jeden von uns.
Fabio Carrisi, Pfarrer
Foto-Impressionen
Fotos: Andrin Lehmann





