Innehalten – Innewerden

Und Gott sprach: Es werde Licht!
Und es wurde Licht. Das sind die ersten Worte von Gott in der Bibel. Immer am ersten Sonntag im Februar feiert unsere Kirche seit 110 Jahren den Kirchensonntag. An diesem Sonntag ergreifen Frauen und Männer aus der Kirchgemeinde das Wort. Der Synodalrat gibt ein Thema vor. Dieses Jahr ist das Thema «Innehalten – Dinge im neuen Licht sehen». Es soll uns daran erinnern, dass wir in den letzten Jahren immer wieder dazu kamen, ja dazu gezwungen wurden innezuhalten, anzuhalten und uns einzuschränken. Zuerst wegen der Pandemie und dann wegen des Krieges in der Ukraine. Aber dieses Innehalten gab uns die Chance nach dem Wesen und Wesentlichen unseres Lebens zu fragen. Leonhard Cohen singt in einem Lied: «There’s a crack in everything. That’s how the light gets in.» – Alles hat einen Riss – so kommt Licht hinein.

Unser Leben hat Brüche und lässt den Verdacht aufkommen, dass alle irgendwie «einen Sprung in der Schüssel» haben. Ja, Gott hat am Anfang das Licht und die Dunkelheit getrennt. So hat nach der Bibel unser Leben begonnen. Und als wir geboren wurden, kamen wir ja tatsächlich von der Dunkelheit der Gebärmutter ins Licht des Lebens. Und so sollte es auch weiter gehen.

Aber wir Menschen kehren die Geste des Schöpfers um: wir vermischen das Dunkle und das Helle aufs Neue. Und mit dieser neuen furchtbaren Mischung machen wir unsere Welt. Für mehr Einzelheiten schauen Sie bitte die Tagesschau und in die Zeitung.

Die Nächte werden wieder kürzer und der Morgen bricht früher an. Die Tage werden spürbar länger. Es gibt im Kanton Glarus das Martinsloch. Dort scheint die Sonne an vier Tagen im Jahr hindurch und beleuchtet die Kirchen von Elm. Hoffentlich spricht der Schöpfer ein neues «werde», so dass in uns Licht wird. So können wir sehen, dass dieses Licht gut ist. Und wir selber können für uns und andere Licht werden. Die Sonne ist gut und recht. Aber Jesus sagt nicht zur Sonne: «Du bist das Licht der Welt.» Er sagt es zu uns. Und wenn wir uns das sagen lassen, dann wird aus dem Innehalten ein Innewerden. Dann ist Licht, Innen und Aussen.

Daniel de Roche, Pfarrer