Chiuche hütt? Äuä scho.

Es isch e Mäntig, am früeche Abe. Nidau pulsiert. Uf dr Houptstrass, grad vor Chiuche, rolle d Busse verbi, d Auto schtoue sech bim nöie Kreisu bim Bahnhof, und hie und da gseht me verergereti Gsichter hinger dr Windschutzschibe. Zmits im Tribe vor Stadt, schteit d Chiuche. Sit Jahrhunderte verankeret, u mit em Blick gäge füre.

Es paar hundert Meter vor Chiuche wäg, am Aalmattewäg, im Chilegmeindhus, louft e Sitzig.

D Andrea lähnet sech zrügg, u seit lachend: „Ig dänke mängisch dra, wie schön üse Ort isch.  D Houptstrass ds Nidau –  u nume ei Kilometer wit wäg, dr See, wo so ruhig dert ligt.U de der Chile-Turm, wo es bitzeli uf d Site kippet. Fasch, wien är wetti säge: Es isch okay, nid ganz perfekt grad z schta, mir si offe… u starch.“

Dr Thomas nickt. „Das isch irgendwie bezeichnend. Dr Turm het sini Schräglag, aber är gheit nid um. Das isch wie dr Gloube. Nid perfekt, nid dürewäg starch, aber är treit üüs – o grad wiu är beweglech blibt.“

D Lea grinset und seit: „U der Kreisu – wie oft stecke d Auto dert im Schtou und dräie sech im Kreis. Mängisch gseht’s bi mir im Läbe ähnlech us.. Aber i de Chiuche isch es wie mit de Auto – du fingsch mit der Zit e Wäg usem Schtou, mit e chli Schneid. Vielleicht isch das ja üsi Ufgab: de Lüt Wäge usem Verchehrsschtou vom Läbe zeige.

Dr Markus,, dr jüngscht i dr Rundi, luegt i Gedanke e chli witer. „Wüsset dihr, was ig am meiste liebe?  Dr Birlig. I d Witi luege. Ipsach, Bellmund, Port, Nidau, dr See – ds grosse Ganze. Das isch es doch, was üsi Chiuche usmacht. Mir si nid nume hie unger, mitts im Alltagsschtress, sondern hei o dr Blick i d Witi. Mir si e Ort, wo d Lüt chöme zum Düreschnuufe und e chli drus usecho us au däm, wo so louft.

„Genau“, wirft d Alexandra ii. „Vom Birlig us gsehsch du, wie alles verbunde isch. Dr See, d Stadt, d Dörfer, d Strass. Das isch wie dr Gloube – er verbindet ds Naache mit em Ferne, ds Hie mit em Unbekannte. Üsi Chiuche isch ja das o: En Ort, wo zmitts im Trubu vom Läbe iibettet isch, aber zugliich es Stück Witi u Offeheit i sech treit.

Dr Jérôme seit: „Und lueg der Bahnhof ah. Lüt chöme und gö, Züüg fahre ine und use, wie d Busse uf dr Houptstrass. Es Cho u Ga, genau wie vor üsere Chiuche. Tiu Lüt blibe, angeri gö witer, aber ir Chiuche git’s e Ruum, wo sie sech chöi erhole und e chli gschtercht witerzieh.“

Es Lächle geit dür d Rundi. Die wo ar Sitzig teilnä si i Gedanke bi däm Liecht, wo ufem See schimmeret i dr Ferni. Es isch wie mit eme Säguboot, wo schreg zum Luft fahrt. U mit sim Sägu fahrt’s grad uf die Art dert häre, wo witer füert. Dr Gloube ligt viellech chli schreg hütt, u gliich chani mit ihm dür d Wäue vom Läbe sägle.

D Andrea luegt i Gedanke zum Chile-Turm ufe. „Weisch, wenn ig ne so gseh, wien är sech über üüs neigt… das isch wie we sech e Person zu dir häre lehnt u dir zuelost. We öpper schnuergrad schteit, de hautet är Abschtand. Aber, die wo sech neige, die chöme dir neecher, sie mache sech chli chliner, sie düte aa: I bi da für di.»

„Ig dänke mängisch a das Chrüz», seit d Lea still. „Das Chrüz, wo si dr Jesus dra gnaglet hei– nid grad heimelig. U gliich verbindet das schrege Chrüz Himu u Ärde. Zum Glück isch es läär. Wenn ig am Karfritig druf luege, gleitet mi Blick wäge dere Lääri witer u i gseh d Morgesunne im farbige Chiuchefänschter.

Peter Geissbühler, Pfarrer

Der Text ist auch in Dialekt («Bärndütsch») im aktuellen August-reformiert publiziert, hier zu Download in deutscher Sprache.