Sag nie nie.

Liebe Leserin, lieber Leser

Ich nehme Ende Februar sicher das dritte Mal Abschied von Ihnen und von der Kirchgemeinde Nidau. Ich gehe davon aus, dass es kein viertes Mal geben wird.

Deswegen mache ich mir Gedanken über den Abschied – und das Wiedersehen.

Meine erste Frage lautet: Nehme ich niemals von etwas endgültig Abschied? Besteht immer die Möglichkeit, dass ich dem, wovon ich mich verabschiedet habe, wieder begegne?

Es gibt sehr wohl Dinge, von denen ich mich endgültig verabschiede. Ich verabschiede mich von meiner Kindheit, von meiner Jugend, von verschiedenen Schulen. Ich werde nie wieder in die erste Klasse gehen, nie mehr eine klassische Lehre machen, nicht nochmals Theologie studieren. Zurzeit verabschiede ich mich von meinen Berufsleben. Ich lade auch Sie ein: Machen Sie sich bewusst, wovon Sie wirklich Abschied genommen haben. Endgültig.

Ich verabschiede mich auch von materiellen Dingen wie Spielzeug aus der Kindheit, einem Instrument, das ich vielleicht Jahre gespielt und seither in einer Ecke steht. Ich verabschiede mich von meinem ersten Velo, vom ersten Auto, von Büchern, von meinem Bett oder Schrank aus der Kindheit. Es ist verbrannt, verkauft, verschrottet. Die Vorstellung kann sehr unangenehm sein, aber auch hier lade ich Sie ein: Machen Sie sich bewusst, zu was für materiellen Dingen Sie eine Beziehung hatten und was Sie losgelassen, weggeworfen, verabschiedet haben.

Und der Abschied von Menschen? Ich verabschiede mich täglich von vielen Menschen. Manche sehe ich bereits morgen wieder, nächste Woche, vielleicht auch erst in einem oder mehreren Jahren. Manche Leute möchte ich auch nicht unbedingt wiedersehen. Aber je nach dem, wie intensiv die Beziehung war und wie gross das Verlangen nach dem Wiedersehen ist, mache ich früher oder später vielleicht einen Termin für eine neue Begegnung ab.

Zum Schluss noch die Frage nach dem endgültigen Abschied, dem Tod. Vor Jahren, als ich bei einer Urnenbeisetzung auf dem Friedhof von dem endgültigen Abschied sprach, unterbrach mich ein Angehöriger empört und meinte, er sei sich sicher, dass er die Verstorbene später wiedersehen werde.

Das macht diese Frage so spannend und spannungsvoll: Sehen wir unsere geliebten Menschen irgendwann wieder? Als wie auch immer

geartete Wesen? Im Himmel? Auch jene, die ich nicht gemocht habe? Ich weiss es nicht. Ich kann es nur glauben.

Was aber sicher ist: Manchmal treffe ich jemanden zufällig und unverhofft, obwohl ich eigentlich schon endgültig Abschied genommen und gedacht habe, dass ich ihn oder sie nie wieder treffe. Und was ich daraus gelernt habe: Sag nie nie.

Auf Wiedersehen?

Pfarrer Bruno Wiher