Warum ich mein Kind taufen lasse?

Durch Geburtsvorbereitungs- und Rückbildungskurse habe ich andere Mütter kennengelernt. Aus Neugier habe ich sie gefragt, ob sie ihr Kind taufen lassen und warum. Die einen möchten keine Taufe, weil sie selbst keinen Bezug dazu (mehr) haben oder dem Kind die Entscheidung überlassen wollen. Andere wiederum lassen ihr Kind taufen, um es Gott anzuvertrauen und das Leben durch dieses Ritual zu feiern. Ich habe mich dann selbst auch gefragt, ob und warum eine Taufe in Frage kommt.

Wird die Entscheidungsfreiheit meines Kindes durch eine Taufe als Baby beeinträchtigt?

Als Eltern geben wir unserem Kind Verschiedenes mit auf den Weg. Was es später daraus macht, liegt in seinen eigenen Händen. Ich glaube, dass meinem Kind Gestaltungselemente guttun und es sie braucht. Erst durch das Ausprobieren erkennt man, ob etwas zu einem passt. Meine Eltern können beide kein Musikinstrument spielen, aber sie legten Wert darauf, dass ich diese Möglichkeit hatte. Ich musste aber auch den Klavierunterricht besuchen, da sie wussten: ohne Unterricht findet man kaum ins Klavierspielen. Ebenso sehe ich es mit Religion und Glauben. Wenn meine Tochter später selbst entscheiden soll, ob der Glaube für sie relevant ist, möchte ich ihr die Grundlagen vermitteln und Erfahrungen ermöglichen. Ohne Berührungspunkte oder Wissen über Religion ist die Gefahr auch höher, später einem religiösen Fundamentalismus zu verfallen. Und ich verwehre meinem Kind andere (gläubige) Menschen, und eben vielleicht auch sich selbst, besser zu verstehen. Glaube bleibt weltweit ein Thema, auch wenn er in der Schweiz in den letzten Jahrzehnten an Bedeutung verloren hat. Natürlich kann dieses Anliegen auch ohne Taufe erfüllt werden, zum Beispiel durch Kindssegnungen oder indem man das Kind (auch ohne Kirchenmitgliedschaft der Eltern) in die KUW* schickt.

Also: Warum wünsche ich meinem Kind eine Taufe?

Mein Mann und ich glauben, dass Gott sich immer zuerst für uns entscheidet und uns liebt, unabhängig davon, ob die Taufe im Kindesalter oder später bewusst erfolgt. Die Taufe ist ein sichtbares Zeichen dieser Liebe, die allen Menschen gilt. Besonders berührt mich, dass ich meiner Tochter später erzählen kann, dass sie durch die Taufe mit vielen Menschen weltweit und über die Zeit hinweg verbunden ist. Die Taufe soll sie auch ermutigen, selbst auf diese Liebe zu antworten. Und sie soll sie auf eine gute Art herausfordern, wie sie damit umgeht, dass sie als Getaufte zum gerechten Handeln und Lieben gerufen wird. So jedenfalls lese ich die Bibel: als Zuspruch, aber auch als anfragender und gleichzeitig ermutigender Zuruf: «Du bist geliebt. Du kannst das. Gott ist deine Stärke und Schutz».

Christina von Allmen-Mäder, Sozialdiakonin

*KUW heisst KirchlicheUnterWeisung. Infos: KUW-Sekretariat

Fragen zur Taufe beantworten Ihnen unsere Pfarrpersonen.

Bildlegende: Bei einer Taufe wird das Kind auch Gott anvertraut und das Leben wird durch dieses Ritual gefeiert. (Foto: Melanie Michel)

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