Kaffee-Tratsch

Ich liebe, es beim Geschirr-Spülen Lieblingsmusik zu hören. Gerade bleibt ein Lied-Fetzen von Joe Dassin in meinem Ohr hängen:

« On n’avait rien, mais on avait toute la vie »

Eine Liebesaffäre beginnt als einfacher Kaffee-Tratsch im «Le Café Des Trois Colombes».

«On n’avait rien» … braucht es immer so viel, um die Fülle des Lebens zu erleben? Die Liebe startet oft wie ein Samenkorn, klein aber mit voller Energie. Von der Jugend lernen wir, wie aus wenig Grosses werden kann.

«Mais on avait toute la vie» … kraftvoll ist das Leben. Die ganze Fülle ist uns im Johannesevangelium Kapitel 10,10 zugesagt. Jedem ist das volle Leben mit Perspektive für seine Zukunft verheissen, welches zu Kraft und Hoffnung führt.

Kaum zu glauben, dass so ein Kaffee-Tratsch zu solcher Lebens-Vision führen kann! Ich denke: Aus wenig kann viel werden.

Klingen da nicht auch Worte des Apostel Paulus nach? Paulus schreibt an die Gemeinde zu Phil- ippi im Kapitel 4,12–13:

Ich kann Not leiden,
ich kann im Wohlstand leben;

mit jeder Lage bin ich vertraut.
Ich kenne Satt sein und Hungern,
ich kenne Mangel und Überfluss.
Allem bin ich gewachsen durch den,
der mich stark macht.

Paulus sieht sich für alle Etappen seines Lebens durch seinen Herrn, Jesus Christus, ausgerüstet. Glauben heisst vertrauen, dass wir das ganze Leben in Fülle erhalten. Wenn da nur nicht die vielfältigen Lebensumstände wären, welche unseren Blick immer wieder trüben und das Vertrauen klein reden.

Die menschliche Ungeduld hält uns oft von der Fülle ab, weil wir sofort haben wollen, was noch nicht an der Zeit ist. «Toute la vie» bedeutet mehr als der heutige Moment. Gottes grosse Fülle öffnet sich jedem, der seine Liebe annimmt und ihr vertraut.

Die Kaffees sind ja nun wieder offen. Lasst uns einem «Kaffee-Tratsch» folgen und uns gegenseitig zu neuem Glauben und Vertrauen stärken. Oder liebst du eher den Ort der Stille als deine Kraftquelle, so wie ich unsere leere Kirche Nidau zur viralen Zeit erlebt habe?

Ich wünsche uns, dass wir mit weniger Trubel dafür mit mehr Hoffnung und Gelassenheit die Schönheiten dieses Sommers entdecken und geniessen können.

Eric Hoffmann, Kichgemeindepräsident