Einkehren, zu Tisch!

Es ist klar, dass Kirche nicht nur im Sonntags-Gottesdienst stattfindet.

Die Anlässe auf unserer Website und die Zeitung reformiert. führt dies auch deutlich vor Augen. Da gibt es vielfältige Angebote für verschiedenste Zielgruppen.

Heute greife ich für diesen Text die Mittagstische heraus, die jeden Monat in Bellmund, Ipsach und Port stattfinden.

Zusammen essen tut gut. Es nährt uns an Leib und Seele. Die Evangelien, die biblischen Berichte über das Leben von Jesus, schildern immer wieder, wie Jesus mit den Leuten gegessen hat, mit Menschen aus unterschiedlichen Milieus, mit seinen Vertrauten und auch mit solchen, die er nicht gut kannte. Am Tisch wurde gegessen und getrunken. Jesus wurde von seinen Gegnern manchmal sogar abschätzig «Fresser und Weinsäufer» genannt. Doch das gemeinsame Essen dient nicht nur der Nahrungsaufnahme. Am Tisch fand auch damals viel Zwischenmenschliches statt. Es wurde geredet und zugehört, genossen und gelacht. Es gab Diskussionen und Streitgespräche, seelsorgerliche Momente, Ermahnungen, Trost, Unterweisung. Etwas pointiert kann man sagen: Der Tisch war die Kanzel von Jesus. Er teilte sein Leben und seine Zeit, seine Gedanken und Anliegen mit den Menschen am Tisch. Etwas von dieser Atmosphäre ist hoffentlich auch heute an den kirchlichen Mittagstischen spürbar.

Unsere Mittagstische sind für viele Seniorinnen und Senioren beliebte Treffpunkte. Ob in Bellmund, Ipsach oder Port, überall hat es Stammgäste, die schon seit Jahren regelmässig kommen. Man kennt sich, Heidi und Frieda, Werner und Hans. Man erkundigt sich, wenn jemand fehlt. Doch trotz der Verbundenheit sind auch neue Gesichter willkommen. Vielleicht braucht es etwas Mut, zum ersten Mal einen Mittagstisch zu besuchen, aber beim gemeinsamen Essen kommt man schnell ins Gespräch. Es ist kurzweilig und anregend. Abgesehen vom feinen Essen: Wie oft bekommt man einen guten Hinweis, profitiert von den Erfahrungen der andern. Oder realisiert, dass es viele ähnliche Erfahrungen und Sorgen gibt. Das ist wohltuend. Der Austausch, beispielsweise über gesundheitliche Fragen, verschiedene Wohnsituationen oder Einkaufsmöglichkeiten, ist wertvoll und hilfreich. Manchmal ergeben sich aus den Gesprächen weitere Verabredungen oder Impulse für den persönlichen Alltag.

Damit es die Mittagstische gibt, braucht es Menschen, die organisieren, planen, praktisch mitanpacken. Es braucht verlässliche Ansprechpersonen. Es braucht Kontinuität und Regelmässigkeit. Es braucht Köche und Chauffeure, Leute im Service und beim Abwasch.

Unsere Mittagstische sind – bedingt durch verschiedene Entstehungsgeschichten und Lokalitäten – unterschiedlich organisiert. Allen, die hier in irgendeiner Form ihre Zeit und Arbeit investieren, sei an dieser Stelle herzlich gedankt.

Und ein Dank geht auch an alle Besucherinnen und Besucher des Mittagstisches. Sie helfen uns, Kirche zu sein. Wertschätzende Begegnungen, Orte, wo Freud und Leid geteilt werden kann, – das stiftet Gemeinschaft und ist Dienst aneinander. Und da kehrt auch Gott gerne ein.

Silvia Liniger, Pfarrerin

Termine unserer Mittagstische finden Sie in unserem Veranstaltungskalender

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